Die neuen Rituale des Trauerns: Schicksalsgenossen und spezieller Schmuck helfen, Verluste zu verarbeiten
(djd). In der Trauer sind immer häufiger ungewohnte Wege gefragt. Dazu führen nicht nur Einschränkungen durch die Pandemie, sondern auch Veränderungen innerhalb der Gesellschaft: Es gibt weniger große Familien, die trostsuchende Trauernde in ihren Schoß aufnehmen. Freunde wohnen häufig weit verstreut und wer aus der Kirche ausgetreten ist, wird in seinem Kummer kaum zu einem Seelsorger gehen. In vielen Fällen gibt es weder eine geschulte Trauerbegleitung vor Ort noch ein Grab, das aufgesucht werden kann - etwa, weil die Asche des Verstorbenen in der Natur oder in einem anonymen Bestattungsfeld beigesetzt wurde.
Erinnerungen als Schmuck tragen
So lebt etwa ein sehr altes Ritual des Trauerns wieder auf: das Tragen von Erinnerungsschmuck, wie er etwa vom Familienunternehmen Nano Solutions in Nettetal am Niederrhein hergestellt wird. Das bedeutet: Partner lassen in die unsichtbare Kammer eines Schmuckstücks Haare, Blüten oder Asche des Verstorbenen einschließen. Weil der Fingerabdruck etwas ganz Persönliches ist, kann man auch diesen bewahren. Er lässt sich mithilfe eines Lasers auf die Schmuckstücke anbringen, die am Arm oder am Hals getragen werden. Infos dazu gibt es unter www.nanogermany.de. Diese speziellen Schmuckstücke werden aus Edelstahl hergestellt, teilweise mit Gold- und Silberakzenten. Bestatter befüllen sie auf Wunsch in einer besonderen Zeremonie. Ein patentierter Mechanismus sorgt dafür, dass ein einmal verschlossenes Schmuckstück nicht wieder geöffnet werden kann. Nur der Träger kennt somit den Inhalt.
Schicksalsgenossen unterstützen einander
Eva Deppe von Nano Solutions hat die Erfahrung gemacht, dass Erinnerungsschmuck dem Wunsch vieler Menschen nach einer Trauerbewältigung entspricht, ganz unabhängig von den immer seltener werdenden traditionellen Friedhofsbesuchen. Eine weitere erfüllende Möglichkeit, sich zu trösten, ist die Begegnung mit Menschen, die einen ähnlichen Verlust erfahren haben. In speziellen Trauerforen wie "Trosthelden" vermitteln geschulte Trauerbegleiter ganz gezielt den Kontakt zwischen Schicksalsgenossen. So treffen etwa Menschen aufeinander, deren Partner bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen. Sie können sich austauschen und Wege finden, einander in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Denn oftmals ist das Verständnis für die eigene Situation bei Menschen mit ähnlichen Erfahrungen am größten. Diese Kommunikation kann Blockaden lösen, dabei helfen, alte Tabus zu überwinden und das Erlebte besser zu verarbeiten, als es mit sich alleine ausmachen zu müssen.