Ein astronomischer Wissenschaftskrimi in Ansbach: Auf den Spuren von Simon Marius, dem Konkurrenten von Galileo Galilei
(DJD). Im Auftrag der Markgrafen zu Ansbach schaute der Hofastronom Simon Marius in die Sterne. Als einer der Ersten setzte er das neu entwickelte Fernrohr ein und machte ab 1610 eine sensationelle Entdeckung: Er beschrieb die Jupitermonde und die Venusphasen – und damit wichtige Argumente für die heliozentrische Weltsicht, nach der die Planeten um die Sonne kreisen statt um die Erde, wie man bisher glaubte. Simon Marius veröffentlichte seine Forschung aber erst kurz nach Galileo Galilei, der ihn prompt des Plagiats bezichtige. Längst wurde bewiesen, dass der fränkische Mathematiker, Arzt und Astronom seine Entdeckung völlig unabhängig von seinem berühmten Konkurrenten machte. Dennoch geriet er weitgehend in Vergessenheit – außer in Ansbach, wo in diesem Jahr zum 400. Todestag von Simon Marius ein großes Jubiläum gefeiert wird.
Ausstellungen, Erlebnisführung und Pop-up-Sternwarte
Mitte März starten die Veranstaltungen zur Feier des Hofastronomen, etwa mit der Ausstellung „Herrscher und Himmelsdeuter am Markgrafenhof zu Ansbach“ im Markgrafenmuseum. Der Vortrag "Astronomie heute - 400 Jahre nach Simon Marius" und die Fotoausstellung "Tierisches Weltall" ist ab Mitte Mai im Stadthaus zu sehen. Daneben gibt es Konzerte, Lesungen und Vorträge. Die poetische Kindererlebnisführung „Reise zu den Sternen“ führt entlang der Planeten des Sonnensystems zu Wissens- und Staunenswertem über Himmel, Erde, Mond, Sterne, Raumfahrt und natürlich Simon Marius. In der „Grünen Nacht“ am 28. September, einer beliebten Veranstaltung in Ansbach, wird eine Pop-up-Sternwarte aufgebaut. Unter www.tourismus-ansbach.de ist das Jubiläumsprogramm zu finden. Und jederzeit sehen Reisende hinter dem Schlosstor eine Skulptur, die an Simon Marius erinnert: Die runde Scheibe auf dem Boden zeigt die vier Monde und ihre Umlaufbahnen um den Jupiter. Der Kopf stellt Simon Marius beim Blick in den Himmel dar.
Residenzschloss, Hofgarten und Orangerie
Im Ansbacher Schloss kann man in Simon Marius‘ Zeit eintauchen, auch wenn sein Arbeitszimmer heute nicht mehr existiert. Die prächtige Residenz der Hohenzollern, die hier fast 500 Jahre lang herrschten, lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Zur Blütezeit des Rokoko im 18. Jahrhundert ließen sie ihr Schloss so üppig ausstatten, dass ihr Stil als „Ansbacher Rokoko“ bekannt geworden ist. Ganze 27 Prunkräume sind original erhalten geblieben, darunter ein doppelstöckiger Festsaal, ein Spiegelkabinett voller Meißner Porzellan und ein Saal mit Ansbacher Fayencefliesen. Gegenüber breitet sich der beeindruckende Hofgarten im französisch-barocken Stil aus, in dessen Zentrum die prächtige Orangerie thront.