Autotest: Opel Adam - Individualität ist Trumpf
Opel hat seine schwierigen Zeiten zwar noch nicht ganz überwunden und wird auch noch in diesem Jahr vor allem wegen der teuren Werkschließung in Bochum rote Zahlen schreiben. Doch in Rüsselsheim sieht man derzeit weit mehr als nur das Licht am Ende des Tunnels. Nach der Erneuerung der fast kompletten Modellpalette, dem Eintritt in neue Marktsegmente (Mokka), dem Rückzug von Chevrolet aus Europa und dem Verstummen der fatalen Gerüchte aus dem Detroiter Mutterhaus ist das Ende des Tunnels in Sichtweite.
Geholfen, das Vertrauen der verunsicherten Opel-Kundschaft wieder zu gewinnen, die Verkaufszahlen anzuheben und das Image aufzupolieren, hat zweifelsohne der im vergangenen Jahr eingeführte Kleinstwagen ADAM - dem ersten Lifestyle-Stadtflitzer von Opel. Mit einem Basispreis von 11.750 Euro ist der Dreitürer für das A-Segment nicht unbedingt ein finanzielles Schnäppchen, dafür aber schon sehr ordentlich ausgestattet.
Schier unendlich viele Individualisierungs-Optionen
Der Adam sieht chic aus und verfügt über bewährte Technik. Doch der Viersitzer - in der harten Realität aber kaum mehr als ein 2+2 - weist weit mehr Qualitäten auf. Vor allem deswegen, weil sich die Designer und Marketing-Experten fast wie auf einer Spielwiese vorkommen mussten. Abgesehen vom technisch und finanziell Machbaren hatten sie offensichtlich so viel Freiheiten wie wohl selten zuvor. Nicht Retro - wie zum Beispiel der Mini oder Fiat 500 - sondern Individualisierung war bei der Entwicklung einer der Hauptschwerpunkte.
Herausgekommen ist ein knapp 3,70 Meter langer Flitzer mit schier unendlichen Personalisierungs-Optionen: Es gibt Zweifarb-Karosserie/Dachton-Varianten, zwölf Karosseriefarben, drei zusätzliche Dachlackierungen, 31 Rad/Reifen-Designs, Felgen-Zierclips in sechs Farben, vier Innenraumgrundtöne, 15 Sitz-Designs, 19 exclusive zum Teil hinterleuchtete Dekore, sechs unterschiedliche Dachhimmel, darunter drei Design-Dachhimmel und den LED-Sternenhimmel, Ambiente-Beleuchtung in acht Lichtfarben und noch einiges mehr.
Großzügiges Platzangebot vorn
Das Platzangebot im Innenraum vorn ist dank der Innenbreite und -höhe für das Segment großzügig. Die Sitze sind komfortabel gepolstert und geben guten Seitenhalt, das Armaturenbett ist übersichtlich und ergonomisch ohne Fehl und Tadel gestaltet. Das Lenkrad kann in Höhe und Weite eingestellt werden und die Bedienung erfolgt intuitiv. Zwischen den gut ablesbaren Rundinstrumenten informiert der Bordcomputer über den Momentan-Verbrauch und vieles mehr. Alle wichtigen Schalter sind zudem beleuchtet, so dass man sie auch in der Nacht gut findet. Und da auch die Verarbeitungsqualität stimmt, fühlt man sich im ADAM als Fahrer und Beifahrer einfach nur wohl.
Das gilt für größere Fondpassagiere nur bedingt, da es hinten arg eng zugeht und Langstreckenfahrten mit vier Erwachsenen kaum zu empfehlen sind. Bei einem Wagen dieser Länge gibt es nun einmal Beschränkungen. Das gilt auch für den Kofferraum, der bereits mit zwei Getränke-Kisten gefüllt ist. Und die müssen bei einer Ladekante von mehr als 80 Zentimetern noch weit angehoben werden. Da gibt es bessere Lösungen.
Fahrspaß ist kein Fremdwort
Für den Vortrieb sorgte der 1,4-Liter-Benziner Start & Stop mit 64 kW/87 PS und einem maximalen Drehmoment von 130 Nm bei 4.000 U/min. Das ist nicht die Welt und dennoch völlig ausreichend. Das bei hohen Drehzahlen recht laute Triebwerk erwies sich nämlich als agil und selbst im vierten Gang verfügt man noch über genügend Durchzugskraft. Das ermöglicht in Verbindung mit dem präzise zu schaltenden und gut abgestuften Fünfganggetriebe, einem komfortabel abgestimmtem Fahrwerk und einer sehr direkten Lenkung selbst auf kurvigen Landstraßen einen in dem Maße nicht zu erwartenden Fahrspaß. Und in der Stadt ist der ADAM ohnehin in seinem Element.
Dazu bietet Opel beim ADAM eine Reihe von neuen Technologien an. Dazu gehört das IntelliLink-Onboard-Infotainment-System, dass die Integration von Smartphones (Android und Apple iOS) ins Auto ermöglicht und einen Park-Assistenten, der das Fahrzeug automatisch in eine Parklücke lenkt und mit einem Toter-Winkel-Warner gekoppelt ist. Das macht das Fahren noch angenehmer, aber natürlich den ADAM auch teurer. Was aber nichts daran ändert, dass der Kleine viel Auto für das geforderte Geld bietet. (dpp-AutoReporter/Hans H. Grassmann)
Daten Opel ADAM 1.4 ecoFlex Start&Stop
Länge x Breite x Höhe (Meter): 3,70 x 1,71 x 1,48
Motor: Vierzylinder-Ottomotor, 1.398 ccm
Max. Leistung: 64 kW/87 PS
Max. Drehmoment: 130 Nm bei 4.000 U/min
Durchschnittsverbrauch: 5,0 l/100 km
CO2-Emission: 118 g/km
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 12,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 176 km/h
Kofferraum: 170 - 663 Liter
Versicherung: HP: 15 / TK: 17 / VK: 13
Basispreis: 14.500 Euro